Whole-COMM video | Inside the Journey of Migrant Integration in Lüchow
A different perspective on secondary migration.
Whole-COMM wird im Rahmen des Forschungs- und Innovationsprogramms Horizon 2020 von der Europäischen Union gefördert und untersucht die Integration von Geflüchteten in 40 Gemeinden in acht EU-Ländern (Belgien, Deutschland, Italien, den Niederlanden, Österreich, Polen, Spanien und Schweden) sowie in der Türkei und in Kanada.
Mit dem Fokus auf ländliche Räume, Mittel- und Kleinstädte, trägt Whole-COMM dazu bei, bestehende Wissenslücken zu Integrationsprozessen in kleineren Gemeinden zu schließen, da sich Forschung und Debatten in Politik und Gesellschaft zumeist auf Metropolen konzentrieren.
Whole-COMM möchte einen konkreten Beitrag für die Entwicklung innovativer und effektiver Politikansätze leisten. Dafür werden Beteiligte auf verschiedenen politischen Ebenen – europäisch, national und lokal – in zwei zentralen Ansätzen in das Forschungsprojekt eingebunden: (1) Community-policy LABs, die eine Plattform für Diskussion und Austausch zwischen Forschenden und Entscheidungsträgern der öffentlichen Hand bieten; (2) die gemeinsame Gestaltung verschiedener Maßnahmen und politischer Handlungsempfehlungen in einer trans-lokalen Arbeitsgruppe.
Für Deutschland werden sechs Fallbeispiele in fünf verschiedenen Bundesländern untersucht. Drei der Fallbeispiele liegen in Ostdeutschland, drei Fallbeispiele in Westdeutschland. Es werden zwei Mittelstädte, zwei Kleinstädte und zwei ländliche Regionen in die Forschung einbezogen, von jeder Stadtkategorie eine in Ost- und eine in Westdeutschland.
Die Auswahl der Fallbeispiele erfolgt anhand des Zusammenspiels verschiedener Variablen, etwa Einwohnerzahl, Entwicklung der Arbeitslosenquote von 2005 bis 2014, Entwicklung der Einwohnerzahl von 2005 bis 2014, Anteil der ausländischen Bevölkerung vor und nach 2014, Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund nach 2014, und die Ausrichtung der Lokalpolitik. Die Kategorisierung von Standorten nach Einwohnerzahl erfolgte anhand einer OECD-Kategorisierung, um einen Vergleich zwischen europäischen und außereuropäischen Ländern möglich zu machen (ländlicher Raum: 5.000-50.000 EW und geringe Einwohnerdichte, Kleinstadt: 50.000- 100.000 EW, Mittelstadt: 100.000-250.000 EW). Für den deutschen Kontext mag diese Kategorisierung nicht ganz passfähig erscheinen, allerdings wurden die Fallbeispiele so gewählt, dass migrationsrelevante Infrastrukturen in ländlichen Räumen, Kleinstädten und Mittelstädten entsprechend unterschiedlich vorhanden beziehungsweise erreichbar sind.
Als Mittelstadt in Ostdeutschland wurde ein Fallbeispiel in Mecklenburg-Vorpommern ausgewählt. Die Stadt erlebt ein kontinuierlich stabiles Bevölkerungswachstum mit einer Zunahme von über 11 000 Einwohner*innen im Zeitraum von 2000-2019. Der Anteil der ausländischen Bevölkerung lag im Jahr 2014 bei 4% und ist bis 2020 auf 7% gestiegen. Über 10% der Einwohner*innen haben 2019 einen Migrationshintergrund. Die wirtschaftliche Situation hat sich seit den frühen 2000er Jahren kontinuierlich verbessert. Trotzdem haben über 55% der Einwohner*innen ein Nettoeinkommen von weniger als 25 000€/Jahr. Die Mittelstadt ist eine der Städte mit der höchsten sozialen Segregation in Deutschland.
In Niedersachsen wurden zwei Orte als Fallbeispiel ausgewählt.
Das erste Fallbeispiel ist ein dünnbesiedelter Landkreis im Osten Niedersachsens mit gut 48 000 Einwohner*innen. Auch wenn die Region seit kurzem Zuzüge aus den gut erreichbaren Metropolen Berlin und Hamburg verzeichnet, schrumpft die Einwohnerzahl kontinuierlich. Gut die Hälfte der Einwohner*innen hatte 2019 ein Nettoeinkommen von weniger als 25 000 €/Jahr zur Verfügung. Vor 2014 lag der Anteil der ausländischen Bevölkerung bei 3,7% und wuchs bis 2020 auf knapp 6%. Damit ist der Ausländeranteil im Vergleich zu anderen Gemeinden in Westdeutschland verhältnismäßig niedrig, trotzdem wurden Geflüchtete in der Region 2015 besonders engagiert aufgenommen.
Das zweite Fallbeispiel in Niedersachsen ist eine weitläufige Mittelstadt, die mehrere städtische und dörfliche Ortsteile beinhaltet. Die wirtschaftliche Situation der Mittelstadt ist angespannt, knapp 47% der Arbeitnehmenden verfügen lediglich über kleine Einkommen (weniger als 25 000€ netto/Jahr) und die Arbeitslosigkeit liegt über dem Durchschnitt in Westdeutschland. Seit den 1960er Jahren kamen sogenannte Gastarbeitende aus Italien, Griechenland, dem ehemaligen Jugoslawien und der Türkei in den Ort, ebenso Geflüchtete aus dem Mittleren Osten seit den 1980er Jahren. Migration und Integration sind daher in der Stadt seit längerer Zeit von Bedeutung. Die Präsenz von arabisch- und persisch sprachigen Communities machte die Stadt 2015 zu einem wichtigen Ankerpunkt für Geflüchtete. 2020 liegt der Ausländer*innenanteil der Einwohner*innen bei 19%, Menschen mit syrischem Pass bilden nach Menschen aus der Türkei die zweitgrößte Gruppe unter den Ausländer*innen, gefolgt von Arbeitsmigrant*innen aus Rumänien und Bulgarien.
Der Fallstudienort in NRW ist in ein Netzwerk von kleineren Städten in der größeren Region eingebettet, die politische und wirtschaftliche Anknüpfungspunkte bieten. Die wirtschaftliche Situation der Kleinstadt prosperiert: Die Arbeitslosenquote liegt bei knapp 2% und mehrere große, wirtschaftlich starke Unternehmen, aber auch mittelständische und kleine Betriebe bieten Arbeitsplätze in der Region. Die Einwohner*innenzahl der Kleinstadt ist stabil. Wie in vielen Städten in NRW wurden seit den 1960er Jahren sogenannte Gastarbeitende aus der Türkei, Griechenland, Italien und dem ehemaligen Jugoslawien zur Arbeit in lokalen Unternehmen angeworben. Trotzdem ist der Ausländer*innen Anteil in der Kleinstadt vergleichsweise niedrig. Seit 2014 ist der Ausländer*innen Anteil von 5% auf knapp 8% in 2020 gestiegen.
Die Kleinstadt liegt im östlichen Teil Sachsens in der Nähe von Dresden. Als kreisangehörige Stadt sind viele migrationsrelevante Infrastrukturen auf Landkreisebene angesiedelt, weshalb das Fallbeispiel im Forschungsprojekt in mancher Hinsicht als ländliche Region verstanden wird. Die Einwohner*innenzahl der Kleinstadt ist stabil mit einem moderaten Wachstum von fast 2% in den letzten fünf Jahren. Der Arbeitsmarkt der Kleinstadt entwickelt sich positiv, und die Arbeitslosigkeit ist in den letzten 15 Jahren kontinuierlich gesunken. Der Anteil der ausländischen Bevölkerung liegt 2020 bei 4% und hat sich damit seit 2014 fast verdoppelt (2,2% in 2014).
Der Fallstudienort in Sachsen-Anhalt ist – analog zu demographischen Entwicklungen auf Bundesland Ebene – erheblich von Alterungs- und Schrumpfungsprozessen betroffen, in den letzten 15 Jahren hat die Stadt über 10 000 Einwohner*innen verloren. Auch wenn während der DDR sogenannte Vertragsarbeitende im Fallstudienort angesiedelt waren, ist die Erfahrung mit migrationsbezogener Diversität begrenzt, da sich die Lebensrealitäten zwischen der lokalen Bevölkerung und den Arbeitsmigrant*innen getrennt abspielten. Vor 2014 waren 3% der Einwohner*innen der Kleinstadt ausländischer Herkunft, 2020 liegt der Anteil bei fast 6%. Für viele Geflüchtete ist die Kleinstadt eine Durchgangsstation. Nach Ablauf der Wohnsitzauflage ziehen viele Geflüchtete in Orte mit mehr Arbeitsmöglichkeiten, mehr (migrantischem) Leben und einer Bevölkerung mit mehr Erfahrung mit Diversität.
In den letzten Jahren ist die Zuwanderung von verschiedenen Gruppen von Migrant*innen und Asylbewerber*innen in die Europäische Union stark angestiegen, oftmals auf unstrukturierte Art und Weise. Dies hat dazu geführt, dass auch in Mittel- und Kleinstädten sowie ländlichen Räumen, die zuvor wenig Erfahrung mit Zuwanderung hatten und nur über begrenzte finanzielle und personelle Kapazitäten und Know-How verfügen, die Präsenz von Migrant*innen zugenommen hat. Aktuell gestalten sich lokale Integrationsprozesse besonders herausfordernd: Einerseits hat die Corona-Pandemie wirtschaftliche Sektoren getroffen, in denen viele Migrant*innen beschäftigt waren. Zudem haben sich die sozialen Kontakte zwischen unterschiedlichen Gruppen in einem besorgniserregenden Maß verringert. Andererseits sind Mittel- und Kleinstädte sowie ländliche Räume im Zuge der Ankunft von zehntausenden Geflüchteten aus der Ukraine wieder mit der Aufnahme von Geflüchteten konfrontiert. Wie diese Gemeinden auf diese Herausforderungen reagieren und mit der Ankunft von Geflüchteten umgehen, erscheint als zentral für die Zukunft der Integration von Geflüchteten in Europa insgesamt.
Das Projekt arbeitet mit einem innovativen ganzheitlichen Forschungsansatz, der sich an der Idee einer „Whole-of-society“ (gesamte Gesellschaft) orientiert, wie sie im United Nations Compact formuliert wird. Dieser Forschungsansatz versteht Integration als einen Prozess in der lokalen Gemeinschaft, der vom Handeln unterschiedlicher Akteure aus Politik, Verwaltung, Privatwirtschaft, Zivilgesellschaft und Migrant*innen gleichermaßen beeinflusst wird und ergebnisoffen abläuft: Der Prozess kann gleichermaßen zu einer offenen, gemeinschaftlichen Gesellschaft führen als auch zu geschlossenen und fragmentierten Gesellschaften.
Um die Abläufe zu verstehen, die einen Einfluss auf das komplexe Wechselspiel zwischen Integrationspolitik und gesellschaftlichem Zusammenhalt vor Ort haben, arbeitet das Forschungsprojekt mit einem vergleichenden Ansatz zwischen acht EU-Ländern und zwei außereuropäischen Ländern und insgesamt 49 verschiedenen Fallstudienorten. Im Forschungsprojekt werden sowohl qualitative als auch quantitative Methoden verwendet, etwa Interviews mit lokalen Akteuren und Geflüchteten, Beobachtungen, Fokusgruppen-Diskussionen, Dokumentenanalyse, und eine quantitative Befragung zu Einstellungen gegenüber Geflüchteten in kleineren Gemeinden.
A different perspective on secondary migration.
Age as a factor of difference to reflect on older refugees’ experiences of arrival.
Drei digitale Brown Bag Lunches zu den Ankommenserfahrungen von geflüchteten Menschen
This report looks at social relations, individual attitudes and migrant integration experiences in small and medium-sized towns and rural areas (SMsTRA) in Germany. Drawing on participant observations, interviews with post-2014 migrants, and focus group discussions with long-term residents in six case study localities, integration of post-20014 migrants is analysed as a whole of community process
Reflections from the Fourth Conference of the German Network for Forced Migration Studies
This report looks at post-2014 migrants’ access to housing, employment, and other relevant resources (language classes, neighborhood centers and social meeting places) in different small and medium-sized towns and rural areas Germany. The report also investigates the effects of the COVID-Pandemic on integration and social cohesion in the localities. Primarily based on interviews conducted
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Webinar: “So many countries, so many developments”
May 18th, 2021
Whole-COMM, MATILDE and Welcoming Spaces, organized the webinar Paese che vai, sviluppo che trovi – in English So many Countries, so many developments. This event represented an opportunity to discuss among local and national stakeholders on the link between migration and development of non-urban areas in Italy. The event took place among Italian partners and was held in Italian language.
Whole-COMM has received funding from the European Union’s Horizon 2020 research and innovation programme under grant agreement No 101004714
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